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Viskose

Viskose

Angenehmes Tragegefühl, super vielseitig einsetzbar und auf natürlicher Basis? Eigentlich hören sich die Eigenschaften von Viskose wie ein wahr gewordener Fashion-Traum an. Und trotzdem ist der Wunderstoff so umstritten – etwa zu Recht? Was steckt wirklich hinter dem über 100 Jahre alten Phänomen? Was macht ihn so besonders? Und kann ein Fair Fashion Label mit gutem Gewissen Viskose auf sein Etikett schreiben?

Viskose – was ist das überhaupt genau?

Viskose ist ein Stoff, der bereits seit dem 19. Jahrhundert in der Modebranche verwendet wird. Damals wurde er auch unter dem Begriff “Kunstseide” vermarktet. Optisch erinnert er tatsächlich an eine Mischung aus Baumwolle und Seide. Heute ist er einer der meist verarbeiteten Stoffe im Fashionbereich – und auch bei den Heimtextilien findet er oft Verwendung. Um aber mal die wirklich wichtigen Fragen zu stellen: ist Viskose denn nun eine Kunstfaser oder eine Naturfaser?

Als Naturfasern werden Stoffe wie Baumwolle oder Seide bezeichnet. Diese sind natürlichen Ursprungs und können ohne chemische Behandlung direkt eingesetzt werden.

Viskose besteht aus Holz und könnte somit bestimmt als Naturfaser durchgehen, oder? Leider nicht ganz. Denn das Grundprodukt wird ganz schön vielen Chemikalien ausgesetzt, bis endlich der Stoff herauskommt, den die Fashion Branche so liebt. Also wohl doch Kunstfaser. Synthetische Kunstfasern, oder auch Chemiefasern genannt, basieren auf synthetischen Polymeren aus dem nicht nachwachsenden Rohstoff Erdöl, wie z.B. Polyester und Nylon. Chemiefasern natürlichen Ursprungs werden auch als halbsynthetisch oder Regeneratfaser bezeichnet. Sie bestehen aus natürlichen Polymeren, die durch chemische Prozesse zu nutzbaren Fasern werden. Da gehört auch die Viskose dazu. Sie ist also quasi eine Art Mittelding.

Und wie wird jetzt aus Holz ein so weicher Stoff?

Die simple Antwort: Chemikalien. Und zwar ne ganze Menge.

Aber fangen wir mal von Vorne an. Wie gesagt, besteht die Viskose grundsätzlich aus Holz, wie z.B. Buche, Fichte oder Bambus, aus dem der Zellstoff gewonnen wird. Hier kommen dann die erwähnten Chemikalien ins Spiel. Der Zellstoff wird zuerst mit Natronlauge zersetzt und anschließend mit Schwefelkohlenstoff gemischt, bis eine zähflüssige, viskose Masse entsteht. Nach mehrmaligem Entlüften und Trennen kann diese Masse, nach einem Spinnbad in Schwefelsäure, durch kleine Spinndüsen gepresst werden. Dabei gerinnt und verfestigt sich das Ganze und es entstehen kleine Viskose-Filamente, die zu Fasern weiterverarbeitet werden. Meistens werden diese dann noch gewaschen und gebleicht, um einen idealen Ausgangsstoff zu kreieren.

Wieso machen wir denn dann eigentlich nicht alles aus Viskose?

Vor allem für viele Fast Fashion Produzenten ist Viskose eine Goldgrube. Günstiger Rohstoff, überschaubare Produktionskosten und unendliche Möglichkeiten, den Stoff zu verwenden. Außerdem hört es sich bei der Vermarktung auch einfach toll an, wenn man behaupten kann, dass das Kleidungsstück aus dem natürlichen Material Holz besteht. Was für diese großen Unternehmen den Jackpot darstellt, ist meistens für die Umwelt alles andere als positiv, vom Greenwashing mal ganz zu schweigen. Und so ist es leider auch hier.

In der herkömmlichen Viskose-Produktion gibt es zwei große Problemfelder. Eines davon sind die verwendeten Chemikalien. Der größten Gefahr sind hier die Arbeiter*innen in den Produktionsstätten ausgesetzt. Auch Viskose wird vor allem in Billiglohnländern wie Bangladesch oder Vietnam produziert, wo Arbeitsschutz nicht wirklich durchgesetzt und kontrolliert wird. Somit sind die Menschen dort den hochgiftigen Chemikalien direkt und auch durch Dämpfe in der Luft ausgesetzt, oft ohne Schutzkleidung und angemessene Pausen. Dazu kommt dann noch die nicht gerechte Handhabung und Entsorgung der Chemikalien, die oft im Grundwasser landen und somit für Menschen, Tiere und Pflanzen langfristig eine große Bedrohung des Lebensraumes darstellen.

Der zweite Problempunkt ist das benötigte Holz. Viskose ist ein beliebter Stoff und deshalb wird auch ganz schön viel davon produziert. Logisch, dass dafür auch viel Wald dran glauben muss. Denn nicht nur das Palmöl für das morgendliche Nutellabrot oder benötigter Platz für den Sojaanbau für die Fleischproduktion sind Gründe für die Abholzung der Wälder unserer Erde. Aus dem Nichts werden Holz-Farmen und Monokulturen errichtet, wo zuvor noch ein diverser Lebensraum existierte. Und diese Bäume werden so bald wie möglich wieder abgeholzt, um sie zu Blusen, T-Shirts und Kleidern weiterzuverarbeiten. Was das für das Klima und den CO2-Gehalt in der Atmosphäre bedeutet, müssen wir Dir wahrscheinlich nicht genau erklären.

Und… wieso genau verkauft greenality dann Kleidung mit Viskose?!

Seit der Stoff vor über 100 Jahren das erste Mal produziert wurde, ist die Zeit ja nicht still gestanden – ebenso wenig wie die Forschung. Denn auch wenn die Mehrheit der Viskose in der Fashion Branche immer noch durch den beschriebenen Herstellungsprozess geht, ohne Rücksicht auf Natur und Mensch, hat sich doch ganz schön was getan. Jetzt nämlich aufgepasst: Deine heiß geliebten Teile aus Tencel und Modal sind auch aus Viskose, nur quasi mit verbesserter Rezeptur. Da bist Du aber platt, was? Durch einen kontrollierten Herstellungsprozess, verschiedene Chemikalien und nachhaltige Rohstoffgewinnung muss Viskose heutzutage nicht mehr automatisch schlecht sein. So können z.B. die Chemikalien recycelt und das Wasser aufbereitet werden. Viele Produzenten beziehen ihren Rohstoff nur aus nachhaltig bewirtschaftetem Anbau oder nutzen sogar nur den Rückschnitt der Bäume.

Und weil das Material trotzdem noch alle tollen Vorteile hat, die bereits vor über 100 Jahren überzeugt haben, ist die nachhaltige Viskose auch zu einem der beliebtesten Stoffe der Fair Fashion Branche geworden.

Du möchtest noch mehr zu Viskose, Tencel und Modal erfahren? In diesem Video findest du alles nochmal ausführlich erklärt.

EcoVero – die new and improved, nachhaltige Viskose

Wenn Du Dich auch nur ein bisschen mit Fair Fashion und nachhaltigen Stoffen beschäftigt hast, wird Dir der Name Lenzing bestimmt bekannt vorkommen. Die Firma aus Österreich steckt hinter den heiß geliebten Traumstoffen Tencel Lyocell™ und Tencel Modal™. Auch wenn diese beiden Materialien ebenfalls als nachhaltige Viskose zählen, kommt nichts dem Original so nahe wie der Stoff EcoVero™. Lenzing hat es nämlich geschafft alle Probleme, die bei der Produktion von herkömmlicher Viskose entstehen, zu erkennen und Lösungen zu finden. Ausgezeichnet ist das Ganze auch mit dem EU Ecolabel.

Für ihren Stoff verwendet die österreichische Firma nur Holz aus kontrollierter Forstwirtschaft, also aus nachhaltig bewirtschaftetem Anbau. 60% kommt sogar aus Österreich und Bayern, wo es unter den strengen Regelungen der Länder und der EU angebaut und abgeholzt wird.
Auch an die Chemikalien wurde gedacht. Lenzing stellt durch einen geschlossenen Kreislauf sicher, dass ein Großteil der benötigten Chemikalien wiederverwendet werden kann. Wenn Dich das Cradle to Cradle Prinzip näher interessiert, schau Dir doch gerne mal unseren Blogbeitrag dazu an.

Außerdem wird das verwendete Wasser aufbereitet und strengen Kontrollen unterzogen, um dessen Qualität sicherzustellen, bevor es wieder in den örtlichen Wasserkreislauf übergeht. Auch der Arbeitsschutz ist gegeben, in den Produktionsstätten in Österreich sowie in China herrschen die Richtlinien des EU Ecolabels, das den gesamten Lebenszyklus von der Rohstoffgewinnung, über die Herstellung und den Vertrieb bis hin zur Versorgung abdeckt.
Zusätzlich wird sogar 50% weniger Wasser und Energie verbraucht als in der herkömmlichen Viskoseproduktion. Damit hat das Unternehmen also den Nagel mal wieder auf den Kopf getroffen.

Falls Du Dir unsicher beim Waschen Deiner Fair Fashion Teile bist, sollte der erste Blick immer aufs Etikett gehen.

Wenn Du die Waschsymbole beachtest, dürfte eigentlich nichts mehr schief gehen. Hier folgen trotzdem noch ein paar Tipps und Tricks, die Du beachten kannst.
Kleidung aus Viskose neigt dazu, beim Waschen einzulaufen. Falls Du also auf Nummer sicher gehen möchtest, wasche Deine Schmuckstücke am besten bei 30 Grad. Viskose fühlt sich am wohlsten, wenn sie nicht zu stark beansprucht wird, deswegen am besten den Fein- oder Schonwaschgang benutzen. Auch mit Feinwaschmittel versteht sich der Stoff sehr gut, Weichspüler musst Du keinen verwenden. Was Du auf keinen Fall tun solltest, ist Dein Lieblings-Viskose-Kleid in den Trockner zu stecken. Da kann es nämlich gut sein, dass der Stoff einläuft. Wenn es trotzdem aus Versehen mal mit reinrutschen sollte, oder Du es zu heiß gewaschen hast, kannst Du versuchen, den Stoff wieder neu zu formen. Wasche dafür das Teil nochmal bei 30 Grad und ziehe es dann vorsichtig in nassem Zustand wieder in die Länge.
Normalerweise trocknet Viskose relativ glatt, streiche einfach in feuchtem Zustand die Falten etwas raus und lass es aufgehängt trocknen. Falls sich doch ein paar knittrige Stellen einschleichen sollten, kannst Du den Stoff bei niedriger Temperatur, immer auf links und am besten in leicht feuchtem Zustand, bügeln. Dann sollte Deinem perfekten, luftig leichten Outfit nichts mehr im Wege stehen!

Mehr solcher Tipps für deinen nachhaltigen Kleiderschrank findest du im Beitrag zum fairen Waschen.