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Whataboutism: Gesprächssabotage

Von 
Minou Tayefeh Mahmoudi

Man braucht gar nicht lange zu suchen. Es reicht schon, wenn man einen kurzen Blick ins Internet wirft oder einer Diskussion über brisante Themen wie der Flüchtlings-, Klima- oder Coronakrise lauscht. Schon nach kurzer Zeit wird man fündig. “Aber was ist mit …”, fängt ein Kommentar an. Und schon ist er da, der “Whataboutism”.

Whataboutism – Was ist das?

Whataboutism ist eine rhetorische Technik, die es schon lange vor dem Internet gab. Vor allem in der Politik wird er eingesetzt, um Diskussionspartner*innen mundtot zu machen. Heutzutage begegnet man ihm aber auch oft im täglichen Leben. 

Wichtig ist, sich klar zu machen, dass Whataboutism keine konstruktiven Diskussionen fördert. Er sorgt eher dafür, dass Argumente vernichtet werden, ohne am Problem oder sich selbst zu arbeiten.

Ein Whataboutism muss nicht unwahr sein. In vielen Fällen wird aber einfach versucht, vom eigentlichen Problem abzulenken und es mit anderen negativen Themen zu kompensieren. 

Zum besseren Verständnis hier ein paar Beispiele: 

  • Vegetarier*innen werden kritisiert, da sie vermeintlich importierten Tofu essen, für den der Regenwald abgeholzt werden muss (in einer Diskussion um die Auswirkungen des übermäßigen Fleischkonsums)
  • Fair Fashion wird abgelehnt, weil dadurch Kinderarbeit und schlechte Bezahlung abgeschafft wird und die Familien in den Ländern ihre einzige Einkommensquelle verlieren (wenn es um Ausbeutung der Arbeitskräfte durch die Fast-Fashion-Industrie geht)
  • Männer beschweren sich über die Diskriminierung des Mannes (bei Debatten, in denen über die Benachteiligung der Frau gesprochen wird)

Was tun, wenn jemand Whataboutism einsetzt?

Es ist oft nicht einfach, ein vernünftiges Gespräch mit jemandem zu führen, der immer nur mit “Und was ist mit” antwortet. Du kannst nun natürlich die Diskussion abbrechen, wenn Du merkst, dass Dein Gegenüber nur mit Whataboutism argumentiert. Bist Du aber gut informiert, kannst Du vielleicht kurz das “Gegenargument” widerlegen und gleich darauf wieder zum eigentlichen Thema zurückkehren. Lass Dich aber lieber nicht in eine Nebendiskussion verwickeln, denn dann hat Dein Gegenüber sein Ziel erreicht.

Wie vermeidest Du selbst, Whataboutism zu verwenden?

Auch, wenn es im ersten Moment vielleicht komisch klingt: Es ist sehr wahrscheinlich, dass auch Du mindestens einmal einen Whataboutism eingesetzt hast. Das ist auch überhaupt nicht schlimm. Um das in Zukunft zu vermeiden, kannst Du Dich allerdings informieren. 

So kannst Du sachlich argumentieren und musst in keine “Aber was ist mit …”-Schiene abrutschen. Falls Du trotzdem merken solltest, dass Du dabei bist, einen Whataboutism zu benutzen: Überlege am besten, warum Du das gerade tust. Ist es, weil Du nicht genug informiert bist, aber etwas beitragen willst? Ist es, weil Du über ein anderes Thema reden möchtest, worüber Du besser Bescheid weißt? Ist es, weil Du persönlich betroffen bist und Dinge verallgemeinerst? Weil Du die andere Partei nicht leiden kannst? Oder weil Du Dich im Inneren schuldig fühlst und Dein schlechtes Gewissen kompensieren möchtest?

All diese Fragen können Dir helfen, in Gesprächen und Diskussionen konstruktiver zu argumentieren, eigene Fehler einzusehen und Dich weiterzuentwickeln. Auch ein Satz wie: “Ich bin bei dem Thema leider nicht so gut informiert” ist völlig in Ordnung und allemal besser, als Dich mit Whataboutism durchzuwurschteln.

Wäre es nicht schön, wenn wir uns das alle zu Herzen nehmen und die Welt nicht immer schlechter machen würden, als sie in Wirklichkeit ist? Und vielleicht würde es in der Politik auch zu besseren und schnelleren Ergebnissen führen, was meinst Du?


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