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Project Drawdown: Die 5 Top-Lösungen Gegen Den Klimawandel

Marie Kraft

Schon mal von Project Drawdown gehört? Project Drawdown (Drawdown = übrigens so viel wie Absenkung) ist eine gemeinnützige Organisation mit dem Ziel die Klimaerwärmung aufzuhalten. Das soll durch die Erreichung des sogenannten “Drawdown”-Punktes geschehen, an dem das Level an Treibhausgasen in der Atmosphäre nicht mehr steigt, sondern stoppt und schließlich gleichmäßig zurückgebildet wird. Das Projekt geht zurück auf die Arbeit von Paul Hawken, einem amerikanischen Umweltschützer und Autor sowie seinem Bestseller “Drawdown” aus dem Jahr 2017 . Seither arbeitet die Organisation an umfassender Informationssammlung und -bereitstellung über und von Lösungen für den Klimawandel. Diese “Klimalösungen” wurden 2020 in einem 90 seitigen Bericht “The Drawdown Review – Climate Solutions for a New Decade” veröffentlicht. Der Bericht ist als kostenloser Download bereitgestellt und ist dabei mit vielen Bildern und anschaulichen, informativen Grafiken nicht so schwer zu lesen, wie man zuvor erwartet. Die Lösungen des Project Drawdown Berichts haben den Anspruch, global in Politik, Bildung, Unternehmen und Gesellschaft als Referenz herangezogen zu werden und so einen sinnvollen und schnellen Wandel im Sinne des Klimaschutzes zu schaffen. Falls Dir das alles noch gar nichts sagt, ist das kein Wunder: Der Bericht scheint in Deutschland noch nicht die Popularität erreicht zu haben, wie im Ursprungsland der Vereinigten Staaten. Dieser Blogbeitrag soll ein paar der aufgeführten Strategien aufgreifen und näher beleuchten, inwiefern wir selbst mithelfen können.

Eine der besonders interessanten Aussagen über den Bericht erklärt die hier aufgeführten Strategien: Bereits fünf “einfach” umsetzbare Komponenten (im Sinne von geringen bis gar wegfallenden Anfangskosten) sollen 80% der benötigten CO2-Einsparungen zum Klimaziel ausmachen. Zum Verständnis: Diese Maßnahmen beziehen sich auf ein “Szenario 1”, bei dem ein Drawdown ungefähr Mitte der 2060er erreicht werden würde. Dieser würde jedoch mit einer globalen Erderwärmung von circa 2°C einhergehen. Dahingegen wird noch ein zweites Szenario mit einer globalen Erderwärmung von 1,5°C angeführt, bei dem jedoch starke und schnelle Eingriffe von Seiten der Politik und Wirtschaft von Nöten sind. Um diesen Beitrag nicht allzu kompliziert zu gestalten, möchten wir uns daher auf die fünf mehr greifbaren Lösungen des Szenario 1 konzentrieren. 

1. Reduced Food Waste – Lebensmittelverschwendung reduzieren

Schon des Öfteren haben wir im Blog über Lebensmittelverschwendung berichtet und über Initiativen, die sich dagegen einsetzen wie zum Beispiel Foodsharing. Die Zahlen sind klar und erschreckend: 2019 waren es 18 Millionen Tonnen Lebensmittel allein in Deutschland, die statt auf dem Teller im Müll landeten. Weltweit wird von einem Drittel aller produzierten Nahrungsmittel gesprochen. Was bedeuten diese Zahlen fürs Klima? Zunächst ist sich bewusst zu machen, dass in alle “verzehrfertigen” Lebensmittel bereits Unmengen an Ressourcen und Energie gesteckt wurde. Werden Lebensmittel dann schließlich weggeworfen, statt konsumiert, sind diese Emissionen schlichtweg unnötig und umsonst ausgestoßen worden. Von welchen Mengen wird konkret gesprochen? Der Drawdown Bericht gibt hier eine Einsparung von 87,4 Milliarden Tonnen CO2 bis zum Jahr 2050 an, das sind 2,9 Milliarden Tonnen pro Jahr. Auch das WDR Wissenschaftsmagazin “Quarks” kommt auf ein ähnliches Ergebnis: Hier wird von 3,3 Milliarden Tonnen CO2 gesprochen, das bei einem Stopp der Lebensmittelverschwendung gespart werden könnte. Dürfen es mehr Zahlen sein? Pro Jahr bräuchten wir bei einem Beenden der Lebensmittelverschwendung ¼ weniger Wasser, das entspricht circa 250 Kubikkilometer (was wiederum rund viermal so viel ist wie das, was die USA in einem Jahr verbraucht). Auch ein Drittel an landwirtschaftlichen Flächen würden frei und könnten stattdessen beispielsweise mit Bäumen bepflanzt werden – das entspreche nahezu der Fläche von ganz Russland. Du denkst jetzt, was Dich das angeht, da ja Großbetriebe und Handel an den großen Mengen Schuld seien? Falsch gedacht. Denn aus einer umfassenden Studie des WWF “Das große Wegschmeißen” geht hervor, dass entlang der Wertschöpfungskette immer noch die meisten Lebensmittel (circa 39%) beim Endverbraucher verschwendet werden. Also: Es ist mehr denn je wichtig, dass wir uns alle aufmerksam mit unseren Einkäufen und unserem Konsum beschäftigen. Lebensmittelabfälle sind mit etwas Planung nämlich durchaus in den Griff zu bekommen. 

2. Health & Education – Gesundheit & Bildung fördern, um Bevölkerungswachstum zu reduzieren

Ein anderes bekanntes Problem, das dem Klimawandel nicht gerade in die Karten spielt: Unsere Weltbevölkerung wächst und wächst. Momentan leben 7,8 Milliarden Menschen auf dieser Erde (Stand Januar 2021). Prognosen der UN zufolge könnten es 2050 schon 9,7 Milliarden sein (Zeit.de). Was bei der Rechnung nicht aufgeht? Der Planet Erde hat nur begrenzte Ressourcen zur Verfügung und diese werden mit steigender Anzahl an Bewohner*innen knapper. “Überbevölkerung” und ungerechte Ressourcenverteilung werde daher ein Grund für Umweltkatastrophen, Hunger, Krieg und Not (Quarks.de). Der Drawdown Bericht greift daher folgende Möglichkeiten zur Vermeidung auf: Gesundheit & Bildung. Gerade in Ländern mit hoher Geburtenrate werden oftmals nur so viele Kinder gezeugt, da gleichzeitig auch die Kindersterblichkeit extrem hoch ist und lang nicht alle Kinder das Erwachsenenalter erreichen. Daher sei es wichtig, die Gesundheitsdienste zu verbessern, damit Eltern schon früh ihre Familiengröße begrenzen können. Zudem habe Bildung einen enorm hohen Stellenwert in Sachen Bevölkerungsrückgang. Dabei geht es vor allem um die Bildung von Frauen, denen oft der Zugang zu Bildungsmöglichkeiten und damit zur finanziellen sowie sozialen Unabhängigkeit verwehrt wird. Können Frauen frei entscheiden, ob sie zur Schule und zur Arbeit gehen, bekommen sie in den meisten Fällen weniger Kinder: Höhere Bildungsrate = geringere Geburtenrate. Dazu zählt übrigens auch die Aufklärung und der Zugang zu sicheren Verhütungsmitteln, damit eine Frau selbstständig entscheiden kann, ob und wieviele Kinder sie bekommen möchte. Kritisch zu beurteilen bleibt dabei allerdings, dass diese Fakten oftmals rassistisch sowie sexistisch instrumentalisiert werden und der immense Unterschied im Emissionsausstoß zwischen Ländern mit hohem und jene mit niedrigem Einkommen vergessen wird. Global gesehen wird die Hälfte(!) der konsumbasierten Umweltbelastung von gerade mal 10% der Menschheit verursacht, so schreibt es auch der Drawdown Bericht. Wenn wir also nicht globalpolitisch in die privateste Entscheidung eines Menschen eingreifen wollen, dann sollten wir uns darum bemühen, Ressourcen besser zu verteilen und so jedem Menschen Zugang zu Wasser, Nahrung und ein sicheres Zuhause zu ermöglichen: “People’s choices about how many children to have should be theirs and theirs alone. And those children should inherit a livable planet” (Drawdown Review, S. 68).

3. Plant-Rich Diets – Pflanzenreiche Ernährung

65 Milliarden Tonnen CO2. Das würden wir laut The Drawdown Review einsparen, wenn unsere Ernährung deutlich pflanzenbasierter wäre. Was sich für Vegetarier*innen und Veganer*innen schon so leicht anhört, scheint aber bei den meisten Menschen noch nicht angekommen zu sein. Um was geht es konkret? Rund die Hälfte der Treibhausgase aus der Landwirtschaft in Deutschland stammt von Nutztieren, das geht auch aus den Recherchen des Magazins Quarkshervor. Davon seien circa 87% auf die Haltung von Rindern zurückzuführen, denn die Tiere produzieren in ihren Verdauungstrakten Methangas. Bevor jetzt aber Kühe als Lebewesen generell verteufelt werden, sollte man sich zunächst generell Gedanken machen, ob man nicht einfach den Fleisch- und Milchbedarf reduziert, dann wären die Mengen an produzierten Emissionen nicht mehr so extrem: Mehr als 100 Kilo Fleisch verbrauchen Deutsche momentan pro Kopf im Jahr. Um den Klimawandel aufzuhalten, sollte das aber auf mindestens die Hälfte reduziert werden, rotes Fleisch dürfte dabei nur noch maximal ein Zehntel ausmachen – max. 100g pro Woche (was so viel ist wie eine Hamburger Bulette). Auch Milchprodukte seien dabei nicht außer Acht zu lassen! Wer vegetarisch lebt, darf trotzdem nicht vergessen, dass auch fleischfreie tierische Lebensmittel wie Butter oder Käse nicht gerade gut wegkommen in der Klimabilanz. Butter ist by the way klimaschädlicher als das zuvor angeprangerte Rindfleisch: 24 Kilogramm ausgestoßenes CO2 für ein Kilo Butter schlagen sogar die 13 Kilogramm CO2, die es für ein Kilo Rindfleisch braucht (Swrfernsehen.de). Auf Platz 3 und 4 im Klimakillerranking finden sich dann abschließend noch Käse sowie Schweine- bzw. Geflügelfleisch. Deshalb ist es dringend nötig, mehr frisches Obst, Gemüse und Hülsenfrüchte zu verzehren. Das deutet letztendlich auch wieder auf eine sinnvollere Flächennutzung in der Landwirtschaft hin. Denn der Großteil der Ackerflächen werden nicht etwa für Lebensmittel verwendet, die direkt auf unseren Tellern landen, sondern der Hauptteil macht der Futtermittelanbau für Nutztiere aus. Weltweit sind das 30% der Anbauflächen, in Deutschland schaffen wir es sogar auf absurde 60% (Boell.de). Gerade im Hinblick auf die bereits angesprochene Situation der wachsenden Weltbevölkerung brauchen die vorhandenen Ackerflächen also eine durchaus effizientere und sinnvollere Nutzung.

4. Refrigerant Management – Kühlgeräte Management

Ernährung, Landwirtschaft, Überbevölkerung, alles schon mal irgendwie im Zusammenhang mit Klimawandel gehört. Was aber haben Kühlgeräte damit zu tun? Die Lösung lautet Fluorierte Gase, kurz auch F-Gase genannt. Diese sind hauptsächlich in Klimaanlagen und Kühlgeräten zu finden und sind erheblich am Klimawandel beteiligt. Zwar greifen diese Gase, im Gegensatz zu ihrem Vorgänger FCKW, nicht die Ozonschicht an, dafür haben F-Gase aber einen starken Treibhauseffekt: Das Treibhauspotential liegt sogar um 24.800 mal höher als das von CO2! “Bereits heute tragen sie so viel zur Erderwärmung bei, wie der weltweite Flugverkehr” (Deutsche Umwelthilfe). Das Schwierige bei der Handhabung stellt die Flüchtigkeit der Gase in normalen Umgebungen dar, weswegen gerade bei der Befüllung, Entsorgung und bei Leckagen im Alltagsbetrieb eine Entweichung der Gase quasi unumgänglich ist. Deshalb ist das Management der Anwendung der F-Gase, der Austausch durch natürliche Kältemittel sowie eine ordnungsgemäße Entsorgung aller Kühlgeräte von enormer Wichtigkeit. Der Drawdown Bericht gibt an, dass dadurch 57,7 Milliarden Tonnen CO2 eingespart werden könnten und sollten. Auch die Deutsche Umwelthilfe bestätigt, dass allein ein erfolgreicher Rückgang der F-Gas-Emissionen die Klimaerwärmung bis 2100 um 0,5°C senken könnte. Unglaublich? Erfahre hier mehr!

5. Help restore the rainforests – Aufforstung des Regenwaldes

Die Regenwälder dieser Welt werden gerne auch “Die grüne Lunge der Erde” genannt. Das kommt nicht von ungefähr: Der Regenwald ist im Stande, Unmengen an CO2 aufzunehmen und aus der Atmosphäre zu filtern. Etwa ein Viertel des Austauschs zwischen Atmosphäre und Biosphäre passiert in den Regenwäldern (Quarks.de). Doch die immer schlimmer werdenden Abholzungen und Brandrodungen verringern die Aufnahmekapazitäten des einzigartigen Ökosystems. Noch schlimmer ist, dass die zerstörten Gebiete zudem auch zusätzliches CO2 freisetzen! Etwa 5,2 Milliarden CO2 strömen pro Jahr deshalb in die Atmosphäre. Das sei circa 13 Prozent der jährlichen menschenverursachten Gesamt-CO2-Emissionen (Quarks.de). Das alles sind nur zwei der vielen Gründe, den Regenwald in seiner Einzigartigkeit zu erhalten. Der Drawdown Bericht schlägt deshalb vor, diese Wälder nicht nur stark zu schützen, sondern sogar wiederherzustellen. Aufforstung ist das Stichwort. Damit soll der Ausstoß von 54,5 Milliarden Tonnen CO2 pro Jahr vermieden werden. Dazu gibt es unzählige Aufforstungsprojekte, die auch Du unterstützen kannst. Doch Achtung, nicht alle Projekte sind unterstützenswert. Leider schleichen sich in diesem “populären” Thema Aufforstung auch immer mehr Mogelpackungen mit ein. Es gibt leider auch Projekte, die in großem Stil die Werbetrommel für Nachhaltigkeit und Klimaschutz rühren, damit große Mengen an Spendengeldern sammeln, letztendlich aber entweder gar keine Bäume an den angegebenen Gebieten ankommen oder eine Bepflanzung dort einfach keinen Sinn ergibt. Hierhaben Journalisten der Zeit beispielsweise die Organisation “Plant for the Planet (PftP) unter die Lupe genommen und kamen dabei leider zu keinem positiven Fazit. Wenn Du also Geld für Aufforstungsprojekte spenden möchtest, dann informiere Dich gut über die jeweilige Organisation.

Diese fünf genannten Strategien sollen also schon den Großteil der benötigten Änderungen ausmachen, um den Klimawandel zu stoppen. So führt es der Drawdown Bericht an. Natürlich sind nicht alle fünf Vorschläge solche, die Du und ich auch im Einzelnen umsetzen können, doch sie sind sicherlich eine Inspiration, das eigene Handeln erneut und immer wieder zu hinterfragen. Letztendlich haben wir das große Ziel, den Klimawandel einzugrenzen und unsere Umwelt zu bewahren. Die Wissenschaft zeigt uns für dieses Ziel bereits seit mehreren Jahren Lösungswege auf, wir müssen nur endlich aufhören, sie zu ignorieren und damit beginnen, auch unbequeme Themen anzupacken.


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